Sonntag, 11. Dezember 2016

KW 49 2016 Das Wort zum Sonntag - Wenn einem das Leben dazwischenfunkt

Li Fang, ihr Vater war einst Soldat gewesen. In der Nachbarschaft wurde gemunkelt, er habe in der Armee des Kaisers sogar den Rang eines Offiziers inne gehabt. Doch das war vor dem Krieg gewesen. Er selbst behauptete, es seien Unterstellungen, aber die Gerüchte über seine Feigheit hielten sich hartnäckig. Man behauptete, Li Fang sei vor den heranrückenden Feinden geflohen, ohne den Versuch einer Gegenwehr. Hua wusste nicht, was wahr war, es interessierte sie auch nicht, denn selbst wenn es Unterstellungen waren, verachtete man ihren Vater dafür. Auf dem Heiratsmarkt war sein Wert deshalb stark gesunken und er hatte schließlich nur Huas Mutter gefunden. Li Dao-Ming war die vaterlos geborene Tochter einer Hure und damit war ihr weiterer Lebensweg vorgezeichnet gewesen. Nicht hübsch genug, um zur Konkubine werden zu können, hatte sie sich ihr Geld jahrelang damit verdient, für Männer die Beine breit zu machen. Die Heirat mit Huas Vater hatte sie kurzfristig aus ihrem Elend befreit. Doch dann hatte sie den Fehler gemacht, als erstes Kind eine Tochter zur Welt zu bringen. Einzig die Angst vor den Ahnen hatte Huas Eltern davon abgehalten, das Mädchen direkt nach der Geburt auszusetzen oder zu töten. Aber Hua spürte die Verachtung ihrer Eltern. Sie wusste, dass diese ihr die Schuld dafür gaben, immer noch so arm zu sein. Da Li Fang als Feigling kein Soldat mehr werden konnte, war er gezwungen, als Straßenverkäufer zu arbeiten. Tag für Tag schob er den schweren Karren mit Obst durch die Straßen, um die paar Münzen zu verdienen, die seiner Familie das Überleben sicherten. Bei ihrer Mutter war Hua sich nicht sicher, ob diese nicht von Zeit zu Zeit immer noch als Hure arbeitete, um den mageren Lohn von Li Fang aufzubessern.
Aus "Die Töchter des Drachen"

Diese Woche war schreibtechnisch ziemlich verhext. Ein schwerer Krankheitsfall in der Familie, Ärger an der Jobfront und meine Unfähigkeit zur Multilokalität haben mir diese Woche ordentlich Schreibzeit gefressen. Entweder Zeit oder Konzentration waren meistens im Eimer.

Aber was soll ich sagen, es ist fast Mitte Dezember eines für mich persönlich sehr harten Jahres, ich habe einen NaNo hinter mir und auch mir als Einsiedlerkrebs ist die Zeit mit meinen Freunden sehr wichtig. Also akzeptiere ich es einfach, dass diese Woche schreibtechnisch zu vergessen war und mache weiter. Es werden wieder bessere Wochen kommen, so wie überall bessere Zeiten kommen, wenn es zuerst hart war. Wichtig ist nicht, wie schnell es geht, sondern nur, dass es weitergeht!

Sonntag, 4. Dezember 2016

KW 48 2016 Wort zum Sonntag - NaNo-Ende, neuer Roman und Schwärmereien der Autorin


Hua selbst träumte davon, ebenfalls Kung-Fu lernen zu dürfen, seit sie ein kleines Kind war. Es war nicht einmal die Kampffähigkeit gewesen, die sie zunächst interessiert hatte. Als kleines Mädchen war sie davon beeindruckt gewesen, wie diee Mönche aus dem sanften, in sich ruhenden Wesen eine solche plötzliche Brachialgewalt an den Tag legen konnten. Und es hatte sie berührt, dass selbst riesige Gruppen der Mönche wirkten wie ein einziges Wesen. Jeder hatte seinen Platz darin, ohne zugleich etwas Besonderes zu sein. Später hatte sie Kung-Fu zusätzlich noch als nützlich angesehen. Es würde ihr die Möglichkeit geben, sich verteidigen zu können, so dies sein musste. Außerdem würde es sie von der Schande, als erstgeborenes Kind ein Mädchen zu sein, befreien. Denn sie spürte instinktiv, dass ihr Geschlecht im Kung-Fu keine Rolle spielte.
Während sie langsam, jede einzelne Bewegung betonend, eine Reihe von Techniken durchging, wanderten Huas Gedanken zurück, an jenen Tag vor neun Jahren, als sie den Mann getroffen hatte, dem sie diese Leidenschaft verdankte.
Aus: Die Töchter des Drachen

Die Woche begann mit den letzten Tagen des National Novel Writing Month. Zum ersten Mal seit 2010 habe ich den NaNo dieses Jahr nicht gewonnen. Aber dieses Jahr macht mir das auch nichts aus. Mir kam in mehrfacher Hinsicht das Leben dazwischen und ich muss mir nicht um jeden Preis etwas beweisen. Und mehr als 47.000 Wörter sind doch auch eine Leistung, mit der ich zufrieden bin, zumal es deutlich mehr war, als das ganze Jahr davor.

Seit dem 1. Dezember habe ich auch noch ein weiteres Projekt in der Mache, das zunächst einmal den Arbeitstitel "Die Töchter des Drachen" tragen wird und in einem fiktiven historischen China spielt. Der Textauszug stammt aus dem ersten Kapitel.
Die Handlung des Romans ist folgende:
Li Hua steht im Schatten ihres Bruders. Während er von wandernden Mönchen Kung-Fu erlernen darf, ist Hua ans Haus gefesselt und ihre Eltern erlauben ihr nicht, ebenfalls zu trainieren. So beobachtet sie heimlich das Training ihres Bruders und übt nächtelang. Dabei wird sie von Chongde entdeckt, einer der "Töchter des Drachen". Diese hat von Xiao Chen Straftraining aufgebrummt bekommen, weil sie im Training nachlässig war. In der Hoffnung, so wieder in der Gunst der Meisterin zu steigen, bringt Chongde Hua zu Xiao Chen. Diese erkennt, dass Hua Talent hat, weil sie trotz der Tatsache, dass sie nie Unterricht hatte, recht weit gekommen ist. Xiao Chen bietet Hua an, der Organisation beizutreten. Die "Töchter des Drachen" sind eine reine Frauengruppe, denen nachgesagt wird, dass sie die Gesellschaft verändern wollen. Das ist Hua eigentlich egal. Sie sieht in dieser Organisation eigentlich nur die Möglichkeit, sich endlich einen Platz zu erarbeiten, an dem sie nicht nur die Tochter ist, die durch ihre pure Existenz die Familie in Schwierigkeiten bringt.
In ihrem Bestreben, wirklich gut zu werden, trainiert sie erneut nächtelang. Und dabei belauscht sie zufällig einen Streit zwischen der Dame Jin und Xiao Chen. Die Dame Jin ist ungeduldig, will ihre "Armee" endlich einsetzen, Xiao Chen hält dagegen, dass die Mädchen noch nicht so weit sind. Hua versteht nicht wirklich, was hier vor sich geht, aber sie spürt, dass sich zwischen der Rebellenanführerin und ihrer besten Meisterin etwas anbahnt, das sie noch beeinflussen könnte.
Es dauert nicht allzu lang, dann zieht Xiao Chen sie ins Vertrauen. Die Dame Jin ist bereit, alle Mädchen zu opfern, um ihr Ziel, den Kaiser zu stürzen, zu erreichen. Xiao Chen will das nicht, sie glaubt daran, dass die Mädchen einfach noch ein bisschen mehr Zeit bräuchten. Xiao Chen möchte die Dame Jin herausfordern und ihr auf diese Weise die Mädchen mitnehmen.
Wie sich herausstellt, hat die Dame Jin als ehemalige Lieblingskonkubine des Kaisers eine persönliche Rechnung mit ihm offen und ist daher keiner Vernunft zugänglich. Xiao Chen ist unglücklich in die Dame Jin verliebt und möchte sie retten, weshalb sie bereit ist, alles aufs Spiel zu setzen.
Hua muss sich entscheiden. Sie hat nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen, wenn sie sich für die richtige Seite entscheidet. Sie ist sich unsicher, ob es nun sinnvoller wäre, den Versprechen der Dame Jin von schnellem, unsterblichem Ruhm zu folgen, oder dem wesentlich zurückhaltenderen Weg von Xiao Chen.
Schließlich eskaliert die Situation zwischen Xiao Chen und der Dame Jin und Erstere fordert letztere zum Duell. Die "Töchter des Drachen" trennen sich, einige Mädchen folgen der Dame Jin, die anderen bleiben bei Xiao Chen.
Und Hua wird auf einmal zum zentralen Konflikt zwischen den beiden, denn sowohl Die Dame Jin, als auch Xiao Chen bitten sie, bei ihr zu bleiben. Hua möchte sich nicht entscheiden, aber sie ist zu weit gegangen, als dass sie die "Töchter des Drachen" noch verlassen könnte. Sie kann sie nur noch vereinen, wenn sie es den beiden Frauen begreiflich machen kann, dass sie allein keine Chance haben.

Da ich mich mit fernöstlichen Kampfkünsten recht gut, mit dem alten China dafür umso weniger auskenne, wird da noch einiges an Recherche anfallen, aber ich bin guter Dinge, das hinzubekommen. Wenn ein Roman unbedingt geschrieben werden möchte, so wie dieser hier, dann klappt das auch, da sich Romane in diesem Fall dann meistens kooperativ zeigen.

Eine kleine Veränderung hier: Das Wort zum Sonntag

Nein, ich meine damit nichts Religiöses. Damit ist einfach nur ein wöchentlicher Beitrag gemeint, in dem ich alles festhalten werde, was mir für die jeweilige Woche als wichtig erscheint. Das Ganze habe ich vor, wenigstens ein Jahr lang zu führen. Zum einen, um mal eine Regelmäßigkeit in diesen Blog zu bekommen, zum anderen, weil es mich durchaus auch selbst interessiert, wie sich das Schreiben so entwickelt. Und nachdem mein erstes Baby, sprich mein erster Roman, seit fast einem Monat das Licht der Welt erblickt hat, ist das, glaube ich ein guter Zeitpunkt.

Innocence lost ist am 7. November 2016 im Verlag ohneohren erschienen und freut sich über interessierte Leser. So als kleine, schamlose Eigenwerbung am Rande.

Ich werde nun also jede Woche eine Zusammenfassung über mein Dasein als Autorin bloggen und sowohl gute, als auch schlechte Wochen wahrheitsgetreu auflisten.
Dazu wird es immer einen kleinen Auszug aus dem geben, was ich diese Woche so geschrieben habe, damit ihr euch ein Bild darüber machen könnt, was ich so fabriziere. Da ich eigentlich grundsätzlich mehrere Eisen im Feuer habe, denke ich, könnt ihr euch dann auch ein Bild von meinen Projekten machen.
Besondere Ereignisse innerhalb der jeweiligen Wochen finden in den Worten zum Sonntag ebenso ihren Platz, wie Gedankenspielereien, die nicht groß genug für einen eigenen Post sind.
Große Dinge finden natürlich ihren Platz in eigenen Posts, aber ich will meinen Blog nicht immer monatelang hungern lassen. Deshalb jetzt das Wort zum Sonntag.