Montag, 2. Januar 2017

Rückblick 2016 und Ausblick auf 2017

Das war es also mit 2016. Ein turbulentes, bisweilen recht bösartiges Jahr.

Schreibtechnisch hat mich das Jahr definitiv weitergebracht, immerhin ist seit November 2016 mein Romandebüt Innocence lost erhältlich.
Aber ansonsten habe ich in dem Jahr, auch wenn ich nicht gezählt habe, wohl einen Negativrekord aufgestellt. Ich habe kaum was geschrieben. Fertig bekommen schon gar nichts. Aber gut, schlechte Jahre gibt es immer wieder mal. Und 2016 war ein Jahr in dem mir das Leben nicht selten quer kam und mich entweder aus Zeitgründen oder aus persönlichen Gründen am Schreiben gehindert hat.
Deshalb fielen auch die letzten beiden Wochenrückblicke aus. Ich hatte nichts geschrieben und war aus persönlichen Gründen auch nicht wirklich in der Lage was zu schreiben.

Fassen wir es einfach als ein Jahr zusammen, das Spaß an Achterbahnfahrten hatte. Und ein Jahr, dem ich nicht unbedingt nachtrauere.

Was steht nun 2017 an?

Veröffentlichungstechnisch wird 2017 den zweiten Teil meines Debüts erscheinen und wenn ich Glück habe, auch der Roman im Print.

Schreibtechnisch habe ich Folgendes vor:
- Die Töchter des Drachen: Mein pseudohistorischer Chinaroman in dem meine Kampfsportbegeisterung zum Ausdruck kommt. Ich habe den Roman im Dezember begonnen, er steckt also noch vollkommen in den Kinderschuhen, soll nach Möglichkeit aber fertig werden.

- Geboren, um zu leben: Ein Spin-off von Innocence lost. Der Roman ist mein erster Jugendroman und wie schon Innocence lost nicht ganz ohne zu schreiben. Ich würde ihn aber gerne möglichst schnell nach Innocence lost nachschieben können. Von daher soll dies der zweite Roman werden, der fertig wird.

Mehr erwarte ich gar nicht. 2017 ist das erste Jahr, das ich komplett als Arbeitnehmerin bestreiten werde, von daher erwarte ich nicht, da übermäßig produktiv zu sein.

Sonntag, 11. Dezember 2016

KW 49 2016 Das Wort zum Sonntag - Wenn einem das Leben dazwischenfunkt

Li Fang, ihr Vater war einst Soldat gewesen. In der Nachbarschaft wurde gemunkelt, er habe in der Armee des Kaisers sogar den Rang eines Offiziers inne gehabt. Doch das war vor dem Krieg gewesen. Er selbst behauptete, es seien Unterstellungen, aber die Gerüchte über seine Feigheit hielten sich hartnäckig. Man behauptete, Li Fang sei vor den heranrückenden Feinden geflohen, ohne den Versuch einer Gegenwehr. Hua wusste nicht, was wahr war, es interessierte sie auch nicht, denn selbst wenn es Unterstellungen waren, verachtete man ihren Vater dafür. Auf dem Heiratsmarkt war sein Wert deshalb stark gesunken und er hatte schließlich nur Huas Mutter gefunden. Li Dao-Ming war die vaterlos geborene Tochter einer Hure und damit war ihr weiterer Lebensweg vorgezeichnet gewesen. Nicht hübsch genug, um zur Konkubine werden zu können, hatte sie sich ihr Geld jahrelang damit verdient, für Männer die Beine breit zu machen. Die Heirat mit Huas Vater hatte sie kurzfristig aus ihrem Elend befreit. Doch dann hatte sie den Fehler gemacht, als erstes Kind eine Tochter zur Welt zu bringen. Einzig die Angst vor den Ahnen hatte Huas Eltern davon abgehalten, das Mädchen direkt nach der Geburt auszusetzen oder zu töten. Aber Hua spürte die Verachtung ihrer Eltern. Sie wusste, dass diese ihr die Schuld dafür gaben, immer noch so arm zu sein. Da Li Fang als Feigling kein Soldat mehr werden konnte, war er gezwungen, als Straßenverkäufer zu arbeiten. Tag für Tag schob er den schweren Karren mit Obst durch die Straßen, um die paar Münzen zu verdienen, die seiner Familie das Überleben sicherten. Bei ihrer Mutter war Hua sich nicht sicher, ob diese nicht von Zeit zu Zeit immer noch als Hure arbeitete, um den mageren Lohn von Li Fang aufzubessern.
Aus "Die Töchter des Drachen"

Diese Woche war schreibtechnisch ziemlich verhext. Ein schwerer Krankheitsfall in der Familie, Ärger an der Jobfront und meine Unfähigkeit zur Multilokalität haben mir diese Woche ordentlich Schreibzeit gefressen. Entweder Zeit oder Konzentration waren meistens im Eimer.

Aber was soll ich sagen, es ist fast Mitte Dezember eines für mich persönlich sehr harten Jahres, ich habe einen NaNo hinter mir und auch mir als Einsiedlerkrebs ist die Zeit mit meinen Freunden sehr wichtig. Also akzeptiere ich es einfach, dass diese Woche schreibtechnisch zu vergessen war und mache weiter. Es werden wieder bessere Wochen kommen, so wie überall bessere Zeiten kommen, wenn es zuerst hart war. Wichtig ist nicht, wie schnell es geht, sondern nur, dass es weitergeht!

Sonntag, 4. Dezember 2016

KW 48 2016 Wort zum Sonntag - NaNo-Ende, neuer Roman und Schwärmereien der Autorin


Hua selbst träumte davon, ebenfalls Kung-Fu lernen zu dürfen, seit sie ein kleines Kind war. Es war nicht einmal die Kampffähigkeit gewesen, die sie zunächst interessiert hatte. Als kleines Mädchen war sie davon beeindruckt gewesen, wie diee Mönche aus dem sanften, in sich ruhenden Wesen eine solche plötzliche Brachialgewalt an den Tag legen konnten. Und es hatte sie berührt, dass selbst riesige Gruppen der Mönche wirkten wie ein einziges Wesen. Jeder hatte seinen Platz darin, ohne zugleich etwas Besonderes zu sein. Später hatte sie Kung-Fu zusätzlich noch als nützlich angesehen. Es würde ihr die Möglichkeit geben, sich verteidigen zu können, so dies sein musste. Außerdem würde es sie von der Schande, als erstgeborenes Kind ein Mädchen zu sein, befreien. Denn sie spürte instinktiv, dass ihr Geschlecht im Kung-Fu keine Rolle spielte.
Während sie langsam, jede einzelne Bewegung betonend, eine Reihe von Techniken durchging, wanderten Huas Gedanken zurück, an jenen Tag vor neun Jahren, als sie den Mann getroffen hatte, dem sie diese Leidenschaft verdankte.
Aus: Die Töchter des Drachen

Die Woche begann mit den letzten Tagen des National Novel Writing Month. Zum ersten Mal seit 2010 habe ich den NaNo dieses Jahr nicht gewonnen. Aber dieses Jahr macht mir das auch nichts aus. Mir kam in mehrfacher Hinsicht das Leben dazwischen und ich muss mir nicht um jeden Preis etwas beweisen. Und mehr als 47.000 Wörter sind doch auch eine Leistung, mit der ich zufrieden bin, zumal es deutlich mehr war, als das ganze Jahr davor.

Seit dem 1. Dezember habe ich auch noch ein weiteres Projekt in der Mache, das zunächst einmal den Arbeitstitel "Die Töchter des Drachen" tragen wird und in einem fiktiven historischen China spielt. Der Textauszug stammt aus dem ersten Kapitel.
Die Handlung des Romans ist folgende:
Li Hua steht im Schatten ihres Bruders. Während er von wandernden Mönchen Kung-Fu erlernen darf, ist Hua ans Haus gefesselt und ihre Eltern erlauben ihr nicht, ebenfalls zu trainieren. So beobachtet sie heimlich das Training ihres Bruders und übt nächtelang. Dabei wird sie von Chongde entdeckt, einer der "Töchter des Drachen". Diese hat von Xiao Chen Straftraining aufgebrummt bekommen, weil sie im Training nachlässig war. In der Hoffnung, so wieder in der Gunst der Meisterin zu steigen, bringt Chongde Hua zu Xiao Chen. Diese erkennt, dass Hua Talent hat, weil sie trotz der Tatsache, dass sie nie Unterricht hatte, recht weit gekommen ist. Xiao Chen bietet Hua an, der Organisation beizutreten. Die "Töchter des Drachen" sind eine reine Frauengruppe, denen nachgesagt wird, dass sie die Gesellschaft verändern wollen. Das ist Hua eigentlich egal. Sie sieht in dieser Organisation eigentlich nur die Möglichkeit, sich endlich einen Platz zu erarbeiten, an dem sie nicht nur die Tochter ist, die durch ihre pure Existenz die Familie in Schwierigkeiten bringt.
In ihrem Bestreben, wirklich gut zu werden, trainiert sie erneut nächtelang. Und dabei belauscht sie zufällig einen Streit zwischen der Dame Jin und Xiao Chen. Die Dame Jin ist ungeduldig, will ihre "Armee" endlich einsetzen, Xiao Chen hält dagegen, dass die Mädchen noch nicht so weit sind. Hua versteht nicht wirklich, was hier vor sich geht, aber sie spürt, dass sich zwischen der Rebellenanführerin und ihrer besten Meisterin etwas anbahnt, das sie noch beeinflussen könnte.
Es dauert nicht allzu lang, dann zieht Xiao Chen sie ins Vertrauen. Die Dame Jin ist bereit, alle Mädchen zu opfern, um ihr Ziel, den Kaiser zu stürzen, zu erreichen. Xiao Chen will das nicht, sie glaubt daran, dass die Mädchen einfach noch ein bisschen mehr Zeit bräuchten. Xiao Chen möchte die Dame Jin herausfordern und ihr auf diese Weise die Mädchen mitnehmen.
Wie sich herausstellt, hat die Dame Jin als ehemalige Lieblingskonkubine des Kaisers eine persönliche Rechnung mit ihm offen und ist daher keiner Vernunft zugänglich. Xiao Chen ist unglücklich in die Dame Jin verliebt und möchte sie retten, weshalb sie bereit ist, alles aufs Spiel zu setzen.
Hua muss sich entscheiden. Sie hat nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen, wenn sie sich für die richtige Seite entscheidet. Sie ist sich unsicher, ob es nun sinnvoller wäre, den Versprechen der Dame Jin von schnellem, unsterblichem Ruhm zu folgen, oder dem wesentlich zurückhaltenderen Weg von Xiao Chen.
Schließlich eskaliert die Situation zwischen Xiao Chen und der Dame Jin und Erstere fordert letztere zum Duell. Die "Töchter des Drachen" trennen sich, einige Mädchen folgen der Dame Jin, die anderen bleiben bei Xiao Chen.
Und Hua wird auf einmal zum zentralen Konflikt zwischen den beiden, denn sowohl Die Dame Jin, als auch Xiao Chen bitten sie, bei ihr zu bleiben. Hua möchte sich nicht entscheiden, aber sie ist zu weit gegangen, als dass sie die "Töchter des Drachen" noch verlassen könnte. Sie kann sie nur noch vereinen, wenn sie es den beiden Frauen begreiflich machen kann, dass sie allein keine Chance haben.

Da ich mich mit fernöstlichen Kampfkünsten recht gut, mit dem alten China dafür umso weniger auskenne, wird da noch einiges an Recherche anfallen, aber ich bin guter Dinge, das hinzubekommen. Wenn ein Roman unbedingt geschrieben werden möchte, so wie dieser hier, dann klappt das auch, da sich Romane in diesem Fall dann meistens kooperativ zeigen.

Eine kleine Veränderung hier: Das Wort zum Sonntag

Nein, ich meine damit nichts Religiöses. Damit ist einfach nur ein wöchentlicher Beitrag gemeint, in dem ich alles festhalten werde, was mir für die jeweilige Woche als wichtig erscheint. Das Ganze habe ich vor, wenigstens ein Jahr lang zu führen. Zum einen, um mal eine Regelmäßigkeit in diesen Blog zu bekommen, zum anderen, weil es mich durchaus auch selbst interessiert, wie sich das Schreiben so entwickelt. Und nachdem mein erstes Baby, sprich mein erster Roman, seit fast einem Monat das Licht der Welt erblickt hat, ist das, glaube ich ein guter Zeitpunkt.

Innocence lost ist am 7. November 2016 im Verlag ohneohren erschienen und freut sich über interessierte Leser. So als kleine, schamlose Eigenwerbung am Rande.

Ich werde nun also jede Woche eine Zusammenfassung über mein Dasein als Autorin bloggen und sowohl gute, als auch schlechte Wochen wahrheitsgetreu auflisten.
Dazu wird es immer einen kleinen Auszug aus dem geben, was ich diese Woche so geschrieben habe, damit ihr euch ein Bild darüber machen könnt, was ich so fabriziere. Da ich eigentlich grundsätzlich mehrere Eisen im Feuer habe, denke ich, könnt ihr euch dann auch ein Bild von meinen Projekten machen.
Besondere Ereignisse innerhalb der jeweiligen Wochen finden in den Worten zum Sonntag ebenso ihren Platz, wie Gedankenspielereien, die nicht groß genug für einen eigenen Post sind.
Große Dinge finden natürlich ihren Platz in eigenen Posts, aber ich will meinen Blog nicht immer monatelang hungern lassen. Deshalb jetzt das Wort zum Sonntag.

Donnerstag, 9. Juni 2016

Wenn menschliche Werte zu etwas Besonderem werden

Vorneweg, ich stelle die beiden Themen, die ich in diesem Post anspreche, nicht auf eine Ebene. Das eine ist in meinen Augen ungleich schlimmer als das andere, aber es sind zwei Dinge, die mir in der letzten Zeit untergekommen sind, bei denen ich mich einmal wieder frage, ob menschliche Werte wie Ehrlichkeit und auch Mitgefühl und ja, verdammt nochmal, Menschlichkeit, mittlerweile sowas Besonderes sind, dass man ihre Einhaltung kenntlich machen muss und Menschen, die diese Werte noch besitzen, als Helden feiert.

Ich nehme an, dass die meisten von dem Urteil gegen den Vergewaltiger von Stanford gehört haben. Und damit auch von den beiden schwedischen Studenten, die Schlimmeres verhindert haben. Ich sage nicht, dass es nicht gut und mutig war, was sie getan haben. Aber ich habe ein bisschen ein Problem mit der Bezeichnung "Helden". Ein Held tut etwas Außergewöhnliches, das sonst kaum je ein Mensch tun würde. Und mir wird schlecht, wenn ich daran denke, dass die Bezeichnung "Helden" bei diesen Studenten bedeutet, dass sonst kaum je ein Mann einschreiten wüde, wenn er eine Vergewaltigung mitbekommt. Ich weigere mich, das zu glauben! So ein bisschen Glauben an die Menschheit habe ich noch. Und genau deshalb stört mich diese Bezeichnung auch so. Es ist ein Schlag ins Gesicht jedes Opfers, wenn es dankbar sein muss, dass jemand etwas beendet hat, das niemals hätte beginnen dürfen! Nochmal, ich will damit die beiden Studenten nicht schlecht machen, mich stört nur die Art, wie unsere Gesellschaft damit umgeht!

Das zweite, was mich stört, ist vom Schweregrad des Verbrechens weit geringer, aber auch hier wird sich gerühmt, wenn man es nicht macht. Ich spreche von dem Plagiatsskandal, der gerade den Buchmarkt erschüttert. Abgeschriebene Bücher wohin man schaut, wie es aussieht. Und schon erklären einige Autoren, dass sie das nicht tun, dass ihre Bücher Originale sind und so weiter. Ich verstehe, dass man sich gegen die Plagiate positionieren möchte, aber ich würde sagen, das ist auch wieder so eine Sache, die selbstverständlich sein sollte. Man klaut anderen nicht ihren Besitz und genauso wenig klaut man geistiges Eigentum.

Vielleicht habe ich hier eine Autorenkrankheit, die sich "Was wäre, wenn..." nennt, aber ich kann mir hier einige unschöne Konsequenzen denken, wenn man diese Gedanken weiterführt. Leben in einer Gesellschaft, in der man sich dafür bedanken muss, wenn mal jemand nicht nur an sich selbst und den eigenen Gewinn denkt, ohne dabei den Verlust eines anderen zu berücksichtigen, wenn jemand wenigstens die einfachsten menschlichen Regungen wie Mitgefühl zeigt, klingt für mich nicht sehr lebenswert.

Samstag, 23. April 2016

Wie kann der Autor es nur wagen, kreativ zu sein?!

Es könnte ja vielleicht sogar dafür sorgen, dass unsere Kinder kreativ sein könnten, das geht doch ganz und gar überhaupt nicht!

Ende des Sarkasmus.

Es gibt Zeitungsartikel, die liest man und muss anschließend den Kopf davon abhalten, sich in ein allzu stürmisches Redenzvous mit der Tischplatte zu stürzen. Vor ein paar Tagen passiert mit diesem hier. Warum sind Kinderbücher so grottenschlecht?

Nun würde ich mich nicht unbedingt als Kinderbuchautorin bezeichnen. Aber ich bin als Fantasy-Autorin mindestens genauso böse und wage es, mir Dinge auszudenken und die "Logik" außer Acht zu lassen.

Studienbedingt beschäftige ich mich gerade auch mal wieder mit den so genannten "youth studies" und erlebe auch da die im Dienste der Wissenschaft betriebene Kritik an Jugendszenen, die Jugendliche angeblich unkritisch und blind für deren Gefahren machen.

Zurück zu dem Artikel: Warum sind Kinderbücher so grottenschlecht?
Ja, ich gebe es zu, es gibt Angehörige meiner Zunft, bei denen es mir lieber wäre, sie wären es nicht, sondern hätten sich ein anderes Betätigungsfeld gesucht. Ich nehme an, diese gibt es auch bei den Kinderbüchern. Also wird es wohl auch tatsächlich grottenschlechte Kinderbücher geben. Ich habe keine Kinder, habe also schon seit Langem nichts mehr mit Kinderbüchern zu tun gehabt. Aber dass alle Kinderbücher schlecht sind, kann ich nun wirklich nicht behaupten. Und zumindest das in dem Artikel so arg verunglimpfte "Frederik" kenne ich. Und im Gegensatz zu dem Autor des Artikels habe ich die Aussage dieses Buchs/Theaterstücks schon als Kind verstanden. Natürlich kann man Frederiks Sammlung nicht aufessen. Aber das behauptet auch niemand. Und gerade in der heutigen Zeit, wo sich langsam wieder daran erinnert wird, dass Arbeit nicht der ganze Lebensinhalt sein kann, frage ich mich, wo Constantin Seibt stehen geblieben ist, um solche Sätze zu schreiben:  Niemand zahlt einen Preis, nicht einmal für Träumerei oder Aussenseitertum.
Dieser Satz hat mich wahnsinnig geärgert und tut es immer noch. Wenn wir als Kinderbuchautoren die Möglichkeit haben, Kindern zu helfen, die in ihrem alltäglichen Leben leiden, beispielsweise weil sie Außenseiter sind, haben wir irgendwo auch die Pflicht, genau das zu tun! Weil es das ist, was wir als Autoren tun können. Und wenn jemand mich fragt, welchen Preis ich bisher für Träumerei gezahlt habe. Hmm, ich hatte wahrscheinlich ein bunteres Leben, als gewisse scheinbar ziemlich verbitterte Journalisten. Gratisfreude, wie auf einem Drogentrip? Na ist doch prima! Bücher haben meines Wissens nach keine schädlichen Wirkungen, es sei denn man meint die auf die Dummheit und die Langeweile, aber will die wirklich jemand behalten? 
Und was Logik und Physik angeht, Himmel, sind wir Erwachsenen immer logisch? Außerdem hat auch ein quietschbunter Elefant eine Logik, nur ist es unwahrscheinlich, dass er real ist. Aber Logik und Realität sind zwei Paar Schuhe! Bei der Dramaturgie muss ich sowieso widersprechen, denn wäre ein Kinderbuch grundsätzlich aufgebaut wie ein klassisches Drama, dann würde ich mir wirklich Sorgen um die Zukunft der Menschheit zu machen beginnen.
Also hier mein Geständnis:
JA, ich träume! Immer noch und gerne auch quietschbunt und ohne mich darum zu kümmern, welche Logik dahinter steckt. Physik und ich waren schon in der Schule keine Freunde. Zählt es, dass Steine auch in meinen Träumen eher selten schweben?

JA, in meinen Romanen gibt es Dinge, die es nicht gibt, wie Drachen, Zauberer und Feen! Und NEIN, ich werde sie nicht streichen.

JA, ich investiere Zeit in Dinge, die mir wenig bis gar nichts an Geld einbringen! Nennt man meines Wissens nach Hobby.

NEIN, ich werde daran nichts ändern!

JA, ich fühle mich wohl, wie ich bin!

NEIN, ich bin weder bei den Esoterikern, noch bei den Verschwörungstheoretikern gelandet und ich kann auch mein Leben schön geordnet führen und in meinem Studium läuft alles auch.

 Also ganz offenbar bin ich durch die Bücher, die ich als Kind gelesen habe und ja, Frederik war dabei, nicht vollkommen verdorben worden.

Dienstag, 22. März 2016

Gedanken über das Schreiben angesichts der aktuellen Ereignisse

Brüssel. Istanbul. Ankara. Paris.
Wenn man aktuell in die Nachrichten schaut, wird einem bisweilen ganz anders. Anschläge, Tod, Hass auf beiden Seiten, Nachrichten, bei denen man dringend wegschalten möchte.
Und dann sitzt man als Dystopien-Autor oder insgesamt als Autor, der die menschlichen Abgründe verarbeitet, bisweilen da, starrt auf Bildschirme, auf denen unerwünschterweise die Abgründe, die man beschrieben hat, zum Leben erwachen. Und unwillkürlich fragt man sich dann: Darf man das? Darf man jetzt, wo sie unsere Welt ganz real und ganz in unserer Nähe erschüttern übder Bürgerkriege, über Terror und Fremdenhass schreiben?
Inspiriert zu diesem Artikel hat mich maßgeblich eine Autorenkollegin mit diesem Blogartikel.

Ich habe natürlich nicht die ultimative Wahrheit, aber was diese Frage angeht, beantworte ich sie ganz entschieden mit "JA!".
Wir Autoren dürfen das in meinen Augen nicht nur, wir müssen!
Natürlich ist es auch wichtig, dass man sich gelegentlich auch zur Erholung in ein Buch verkrümeln kann, in dem alles in Ordnung ist, oder zumindest alles in Ordnung kommt, aber diese Bücher ändern nichts. Und dann bleibt uns nur die Flucht nach vorn. Das heißt in diesem Fall: Darüber schreiben! Aufrütteln oder zumindest Verständnis wecken.
Und wir Autoren haben da einen entscheidenden Vorteil.
Wir müssen uns nicht mit existierenden (schwachsinnigen) Ideologien rumschlagen, die ein Verständnis teilweise deshalb zerstören, weil die Anhänger der Ideologie abblocken, bevor so etwas wie Verständnis überhaupt aufkommen kann.
Als Autor muss ich mir nicht unbedingt überlegen, wie ich nun vielleicht an islamophobe oder rassistische Mnschen rankommen könnte, da ich genauso gut auch über inexistente Völker schreiben kann. Möglicherweise rüttle ich damit aber den ein oder anderen Mitläufer auf. Zumindest habe ich als Autorin noch die Hoffnung.
Und so wie Karikaturisten nach den Anschlägen auf "Charlie Hebdo" weitergemacht haben, weil sie etwas zu sagen hatten, müssen auch wir Autoren weitermachen, selbst wenn wir Gegenwind bekommen oder gar als Nutznießer der Katatstrophen beschimpft werden.
Wenn wir aus Angst, möglicherweise die Überlebenden zu verletzen oder wiel wir glauben, nicht an solchen Geschichten rühren zu dürfen, aufhören, über diese Themen zu schreiben, haben wir den ersten Schritt gemacht, uns mundtot machen zu lassen. Und da es uns nicht gegeben ist, die Welt im Gesamten zu verändern, müssen wir eben versuchen, sie im Kleinen besser zu machen. Dadurch, dass wir aufrütteln, dass wir Mitleid erzeugen, dass wir zeigen, in welchen Abgründen sich Menschen wiederfinden.