Mittwoch, 30. September 2015

Quantität vs. Qualität? - oder: Quartals- oder Pegelschreiber, was ist besser?

Nun ist es noch ein Monat, bis wieder der kollektive, weltweite Wahnsinn, genannt NaNoWriMo ausbricht.
Wer nicht weiß, was man darunter zu verstehen hat, klicke sich durch die Seite nanowrimo.org und sollte da hinreichend Informationen finden. Die Kurzform: 50.000 Wörter sind in 30 Tagen, nämlich vom 1.11. bis zum 30.11. zu schreiben.

Das bedeutet, dass 1.667 Wörter am Tag geschrieben werden müssen. Das sind umgerechnet ungefähr 5- 6 Normseiten, je nachdem wie die Normseite gerechnet wird. Das ist Einiges, was da zu schreiben ist. Und irgendwo wird es nun sicher Menschen geben, die bezweifeln, dass man dabei noch Qualität bringen kann.

Und wieder gibt es darauf keine allgemeingültige Antwort, sondern es kommt sehr stark auf den Schreibenden an.

Zum einen gibt es zwei Arten von Schriftstellern. Es gibt die Art, die ich, der Einfachheit halber "Quartalsschreiber" nenne. Denn ja, Schreiben ist eine Sucht, also können wir es gerne auch so benamsen. Dieser schreibt nicht unbedingt in regelmäßigen Abständen, kann aber durchaus auf einmal extreme Wortmengen produzieren.

Und dann gibt es den "Pegelschreiber", der mehr oder minder konstant eine gewisse Menge an Wörtern fabriziert.

So und was heißt das nun?

Zunächst einmal gar nichts. Weder das eine, noch das andere sagt etwas über die Qualität des Geschriebenen aus.
Sinnentleertes Blah kann immer herauskommen, ebenso wie echte literarische Perlen.

Etwas anderes ist es natürlich, wenn man einen Berufsautor vor sich hat, der eine bestimmte Anzahl an Romanen verkaufen muss, um leben zu können. Dieser muss natürlich in einer bestimmten Zeit eine bestimmte Wortmenge schreiben können. Und da niemand einen Roman an einem Tag schreiben kann, ist es klar, dass dies auch bedeutet, dass der Berufsautor zumindest bis zu einem bestimmten Grad Pegelschreiber sein muss.

Ich schreibe nun schon ein paar Jährchen, von daher habe auch ich die Erfahrung gemacht, dass das Schreiben selbst bei einem einzelnen Autor unterschiedliche Formen annehmen kann. Es gibt Momente, da schreibt man wie im Rausch und es gibt Zeiten, da fragt man sich, ob man eigentlich das Alphabeth vergessen hat.
Es gibt Geschichten, die einen mit sich reißen, wie ein Wildwasser und es gibt Geschichten, da hat man eher das Gefühl, Treibholz in einem stehenden Gewässer zu sein.
Ob jetzt allerdings diese langsamen Phasen auch bessere Geschichten oder ausgefeiltere Formulierungen mit sich bringen, kann man so nicht sagen.

Ich habe schon Szenen, die so ziemlich das Beste sind, was ich bisher geschrieben habe, in atemlosem Tempo und einem Schreibrausch geschrieben und ich habe ähnliche Szenen mit einem Ausstoß von vielleicht 100 Wörtern am Tag zustande gebracht. Ich kann also nicht sagen, was besser ist, aber ich kann sagen, dass es auf den Autor ankommt, auf die Geschichte und auf das Tempo, das die Geschichte verlangt.

Ein Autor, der 10 Jahre und länger an seinem Opus Magnum arbeitet, beweist die gleiche Zähigkeit wie ein Autor, der in einem Jahr drei Romane durchfeuert.

Es gibt also kein "entweder-oder" oder ein Falsch oder Richtig. Es gibt nur das, was für den entsprechenden Autoren in dem Fall funktioniert. Wie so oft beim Schreiben.

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